Nach neun langen Jahren ist es soweit, der neue Audi A3 erblickt das Licht!
Um dieses Ereignis gebührend zu feiern hatte ich am vergangenen Wochenende die Ehre, den aktuellen A3 8V auf Herz und Nieren testen zu dürfen. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ganz herzlich beim Autohaus Klein/FFM bedanken, welches mir das Auto noch vor dem offiziellen Start am 24.08. zur Verfügung gestellt hatte.
Natürlich möchte ich euch allen meine ersten Eindrücke nicht verschweigen. Daher entschied ich mich kurzerhand diese hier im A3Q Forum niederzuschreiben.
Der Testwagen:
Beim getesteten Fahrzeug handelte es sich um einen 2.0 TDI mit 150PS in der wirklich sehenswerten Farbe Belugabraun Metallic. Der Innenraum hatte den Farbton kastanienbraun-kastanienbraun/schwarz-kastanienbraun/schwarz/ mondsilber
Folgende Sonderausstattung befand sich mit an Board:
Aluminium-Gussräder I'm 5-Arm-Kinetik-Design 7,5Jx17 / Reifen 225/45 R17
MMI Radio mit Navigationspaket (kleines MMI)
Rückfahrkamera
Assistenzpaket
Innenspiegel, automatisch abblendend mit Licht- und Regensensor
Xenon Plus inkl. Scheinwerfer- Reinigungsanlage
Ablage- und Gepäckraumpaket
Aluminiumoptik im Interieur
Audi Drive Select
Multifunktions-Lederlenkrad im 4-Speichen-Design
Sitzheizung vorn
Komfortschlüssel
4-Wege Lendenwirbelstütze
Audi Pre Sense basic
Audi Active Lane Assist und Audi Side Assist
Nebelscheinwerfer
Komfortklimaautomatik
Aschenbecher vorn und Zigarettenanzünder
Bang & Olufsen Soundsystem
Alles in allem summierte sich somit der Gesamtlistenpreis auf stolze
37.630,02 EUR.
Der Fahreindruck:
Nun hieß es aber einsteigen, Schlüssel umdrehen und Spaß haben.
Schnell musste ich jedoch feststellen, dass sich das als ein schwieriges Unterfangen herausstellen sollte. Von einem Zündschloß weit und breit keine Spur. Kurze Zeit danach fiel mir jedoch der Start/Stop Knopf in der Mittelkonsole auf und mir wurde klar, dass das Fahrzeug mit einem Komfortschlüssel ausgestattet ist. Leider ergab sich hieraus auch ein erster kleiner Kritikpunkt, denn optisch unterscheidet sich der Komfortschlüssel keineswegs vom alt bekannten Aufklappschlüssel. Schade eigentlich, hier wäre mehr drin gewesen.
Egal, Knopf drücken, Motor starten und schon ging es los. Gleich auf den ersten Metern stellte ich fest, dass der Motor im Vergleich zu den "alten" Commonrailern (143, 170, 177 PS) nochmals deutlich an Laufruhe gewonnen hat. Dabei ist der Unterschied nochmals fast so groß wie beim Wechsel von Pumpe Düse auf Commonrail Einspritzung. Außerdem wurde nun endlich die beim bisherigen 2.0TDI bekannte Anfahrschwäche beseitigt, so dass noch früher das volle Drehmoment anliegt. Im direkten Vergleich zu meinem 2.0 TDI (170 PS) im Audi A5 geht dem neuen Diesel jedoch etwas früher die Puste in den oberen Drehzahlregionen aus. Vermutlich ein Manko was im kommenden, 184 PS starken 2.0 TDI ausgemerzt werden wird. Zusammen mit dem geringen Verbrauch also durchaus ein Motor, der für viele sehr attraktiv werden wird.
Nächster Stop, Fahrdynamik:
Einer der wohl größten Kritikpunkte des "alten" A3 war wohl die mittlerweile in die Jahre gekommene Fahrwerksgeometrie. Allzugern wurde die zu straffe und stark untersteuernde Fahrwerksabstimmung bzw. Fahrcharakteristik, gerade im Vergleich zu dem 1er BMW als Kritikpunkt aufgegriffen. Also war ich besonders gespannt, was sich aufgrund der Gewichtsreduzierung (Audi Ultra) und der komplett neuen Fahrwerksgeometrie in diesem Bereich getan hatte.
Nach dem ersten Kreisverkehr hatte ich direkt ein "Aha" Erlebnis welches ich so bisher von einem A3 nicht kannte. Der A3 lenkt nun viel dynamischer ein und fängt erst sehr spät an zu untersteuern. Des Weiteren kommt der Fahrdynamik zu Gute, dass das Heck nun spürbar mit einlenkt und das Auto dadurch länger Neutral bleibt. Mit den verschiedenen Drive Select Modi lassen sich außerdem die elektromechanischen Servolenkung und die Motorcharakteristik beeinflussen, ein wirklich brauchbares Feature welches das Auto spürbar verändert. So lässt sich das Auto beispielsweise im Dynamic Modus deutlich schwerer und dadurch präziser lenken, wohingegen im Comfort und Efficiency Modus deutlich leichter gelenkt wird.
Ich bin sehr auf den kommenden Quattro Antrieb gespannt, durch die stark verbesserte Fahrdynamik schon jetzt beim Fronttriebler, gewinnt der neue A3 wirklich deutlich an Fahrspaß und stellt für mich persönlich eine der wichtigsten Verbesserungen dar.
Nun aber zu den Assistenzsystemen:
Ich muss zugeben, dass ich nahezu gegenüber allen Assistenzsystemen in Autos recht skeptisch eingestellt bin. Mit den vorhandenen Systemen betrat ich somit oftmals Neuland, wollte aber als technikaffiner Mensch wissen, wie die Praxis in einem aktuellen Fahrzeug nun ausschaut. Daher schildere ich im Folgenden kurz meine Eindrücke zu den jeweiligen Assis
1. Side Assist: Ein im Alltag echt brauchbares System. In den Seitenspiegeln leuchten jeweils vier orangefarbene LEDs auf sobald sich ein herannahendes Fahrzeug im toten Winkel befindet. Sollte man trotzdem den Blinker setzen und rüberziehen wollen, fangen die LEDs hektisch an zu blinken. Fazit: Ein wirklich sinnvolles System.
2. ACC: Die Adaptive Cruise Control scheint nun nach anfänglichen Schwierigkeiten in anderen Audi Modellen ordentlich zu funktionieren. Durch den Radarsensor hält der Wagen brav den eingestellten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und bremst verlässlich ab bzw. beschleunigt den Wagen wieder auf die eingestellte Geschwindigkeit. Hier muss ich wirklich sagen, dass ich erstaunt war wie gut das System mittlerweile funktioniert. Ich würde dies bei einem Kauf somit vermutlich auch in meiner Konfiguration berücksichtigen.
3. Fernlichtassistent: Dieser funktionierte leider nicht sehr zuverlässig, oftmals blendete die Automatik wieder auf sobald das erste von zwei entgegenkommenden Fahrzeugen vorbei gefahren war. Hier ist leider noch Nachholbedarf von Nöten. Glücklicherweise lässt sich die Automatik, welche sich im Assistenzpaket befindet, bei Bedarf deaktivieren.
4. Active Lane Assist: Der Spurhalteassistent tat genau was er sollte, für mich persönlich jedoch nicht wirklich notwendig.
5. Audi Pre Sense: Ein durchaus sinnvoller Wegbegleiter. Pre Sense warnt den Fahrer beispielsweise dann, wenn ein vorausfahrendes Fahrzeug unerwartet bremst oder anhält. Ein akustisches Warnsignal und eine Einblendung im FIS sorgt dafür, dass man schlagartig mitbremst, zudem wird unter 30 km/h im Extremfall eine Vollverzögerung eingeleitet. Ein wirklich gutes System was sicherlich für weniger Auffahrunfälle im städtischen Bereich und bei Stop & Go im Stau sorgen wird.
Unterm Strich kann man also sagen, dass ein Großteil der Assistenzsysteme wirklich gut funktionieren und auch oftmals brauchbar sind. Außerdem sorgen diese dafür, dass man das Gefühl hat, man säße in einem ein bis zwei Klassen höheren Modell.
Der Innenraum:
Alles neu macht der August.
So oder so ähnlich könnte es im Falle des neuen Innenraums lauten. Dieser ist wahrlich ein Augenschmaus und sorgt mitsamt der hochwertigen Materialien und der klasse Verarbeitung ebenfalls dafür, dass man sich in einer höheren Fahrzeugklasse befindet.
Auffallend ist, dass fast im gesamten Fahrzeug auf LED Technologie gesetzt wird. Neben der Innen- und Fußraumbeleuchtung sind auch Griffschalen, Dosenhalter und Lautsprecher (nur Bang & Olufsen) mit LED Leuchten ausgestattet. Selbst die neue Kennzeichenbeleuchtung leuchtet durch verbaute LEDs. Leider musste ich beim Öffnen des Kofferraums feststellen, dass dort nach wie vor auf eine Glühbirne gesetzt wird. Schade eigentlich, weil durch die sonst sehr helle Beleuchtung das Konzept im Kofferraum nicht ganz stimmig wirkt. Außerdem nicht ganz so schön gelöst ist die im Vergleich zu anderen, aktuellen Fahrzeugen etwas schmale Mittelarmlehne.
Verbaut war das "kleine" Navigationssystem inkl. Bang & Olufsen Sound System. Zum Navi muss ich sagen, dass selbst die kleine Variante schon einige Features hatte, welche ich im A5 schmerzlich vermisse. Im Vergleich zum MMI des 8P jedoch ohnehin ein wirklich großer Schritt nach vorne.
Leider fällt neben dem fehlenden Touch Controller, die Größe und Auflösung des verbauten Bildschirms im Vergleich zum "großen" MMI spürbar kleiner aus. Das Display dürfte vermutlich sehr vergleichbar, wenn nicht sogar baugleich mit dem im A1 und Q3 sein. Wer jedoch an dieser Stelle ein paar Euro sparen möchte, bekommt ein wirklich brauchbares System hingestellt.
Das B&O Soundsystem hat insgesamt 14 Lautsprecher und spielt deutlich luftiger als das Bose System im 8P, auch hier ein deutlicher Sprung nach vorne. Mit dem Klang des B&O Systems im A5 kommt es jedoch in Sachen Auflösung und Dynamik nicht ganz mit.
Das Exterieur:
Auch wenn sich der neue A3 von außen nicht ganz so deutlich verändert hat, wie mancher es sich vielleicht gewünscht hätte, sind die Unterschiede zum Vorgänger schon deutlich zu sehen.
Der Wagen ist deutlicher flacher und breiter geworden und wirkt dadurch sportlicher. Die Linien sind, wenn auch nicht revolutionär, doch recht gelungen und die neuen LED Tagfahr- und Rückleuchten auch für Skeptiker ein Hingucker.
Auf jeden Fall wirkt das Auto Live ganz anders als auf sämtlichen Pressebildern. Da Optik bekanntermaßen ja Geschmacksache ist, kann ich nur für mich sprechen. Ihr müsst euch diesbezüglich eurer eigenes Urteil bilden.
Während des Wochenendes, an dem ich den A3 getestet habe, wurde ich von einigen Leuten angesprochen welche den "Neuen" sehr positiv empfanden. Scheinbar funktioniert die Marketingkampagne sehr gut. Dies äußerte sich dadurch, dass ich doch sehr verwundert war, als mich ein Mann mit über 70 Jahren darauf ansprach, weshalb ich das Auto denn schon vor dem Erscheinen am 24.08. fahren dürfte. Da musste ich doch schon etwas schmunzeln, denn er war nicht der Einzige der mich auf das Datum ansprach.
Fazit:
Für mich steht nun schon zu 99% fest, dass es nächstes Jahr nach meinem A5 wieder einen Schritt zurück geben wird zum A3. Ich warte jedoch noch auf die später erscheinenden Motorvarianten (S3 oder 184PS TDI) und bestelle erst dann.