Die Klimadiskussion geht auch an den Autokäufern nicht vorbei - und betrifft damit natürlich Handel und Hersteller. Rund 160 Gramm CO2 pro Kilometer bläst ein Auto durchschnittlich in die Atmosphäre. Um bei der verunsicherten Kundschaft zu punkten, tun Hersteller alles, um möglichst gute CO2-Werte zu präsentieren. Dabei kommen zum Beispiel besondere Reifen mit geringem Rollwiderstand zum Einsatz, wie uns ein Insider verrät. Außerdem setze in den Abgastests die Servolenkung später ein und die Klimaanlage könne während des Fahrzyklus nicht betätigt werden.
Beim Abgastest der GTÜ sollen fünf Autos überprüft werden - keine speziell präparierten Werkswagen, sondern ganz gewöhnliche Pkw, wie sie auf der Straße fahren. Auf dem Rollenprüfstand durchlaufen sie den Neuen Europäischen Fahrzyklus, mit Kaltstartphase, Stadtfahrt und Höchstgeschwindigkeit 120 km/h. Von den insgesamt 2.000 verschiedenen Schadstoffen im Abgas unterliegen nur vier Regelungen der EU. Den höchsten Anteil hat das klimaschädliche Kohlendioxid. Die Emissionen werden in Abgassäcken aufgefangen, ein Computer analysiert dann den CO2-Wert.
Von unseren Testwagen besteht nur der Chrysler PT Cruiser. Mit 9,2 Litern Verbrauch ist er zwar kein Spargenie, aber die angegebenen Abgaswerte stimmen. Das Werk verspricht 223 Gramm CO2, gemessen wurden 217 Gramm. Alle anderen fallen durch, im Schnitt liegen ihre CO2-Werte 10 Prozent über den Werksangaben. Der kleine Corsa kommt auf 161 Gramm, der Ford Focus auf 164 Gramm, der Mercedes patzt mit 240 Gramm und der Cayenne liegt mit 334 Gramm ebenfalls deutlich über dem Limit.
Wenn die Normwerte schon so daneben liegen, wie sehen die Werte dann unter realistischeren Bedingungen aus? Die GTÜ testet dafür in der Stadt mit maximal 60 km/h und auf der Autobahn mit einem Spitzentempo von 160 km/h, allerdings ohne Spritfresser wie Klimaanlage oder eingeschaltetem Licht. Statt auf 146 Gramm kommt der Corsa so bereits auf 186 Gramm CO2. Der Ford Focus bläst statt 159 stolze 206 Gramm in die Luft, 30 Prozent mehr. Beim Chrysler PT Cruiser steigen die Abgaswerte auf 243 Gramm und der Mercedes, der statt knapp neun Litern jetzt fast 13 Liter Sprit verbraucht, steigt im CO2-Wert von 212 auf 291 Gramm. Beim Cayenne kommen statt der angegebenen 324 Gramm jetzt 414 Gramm aus dem Auspuff. Der Opel Corsa erreicht 208 Gramm und der Anteil an giftigem Kohlenmonoxid stieg um das Zwanzigfache. Im hohen Geschwindigkeitsbereich stößt der Katalysator an seine Leistungsgrenze, erklärt Herrmann Schenk von der GTÜ.
Der Verband der Automobilindustrie gibt zu unseren Mess-Werten keinen Kommentar. Schuld sei eben das Testverfahren.
Thomas Becker, VDA:
"Das ist auch nicht die Erfindung der Automobilindustrie, sondern eine Vorgabe des Gesetzgebers. Klar ist, wenn Sie einen Vergleich im Zeitablauf haben wollen, wenn Sie sehen wollen, sind die Autos sparsamer geworden oder nicht. Und wenn Sie Fahrzeuge untereinander vergleichen wollen, dann brauchen Sie einen Maßstab, der einmal definiert wird."
Selbstverständlich braucht man Vergleichswerte, aber wie wertvoll sind die für den Autokäufer, wenn sie mit der Realität nichts zu tun haben? Das zeigt nicht nur unser Test, Autofahrer kennen das Problem aus eigener Erfahrung. Der Verbrauch liegt fast immer deutlich über den Werksangaben. Wer wirklich Sprit und damit CO2 einsparen will, sollte den Fuß vom Gas nehmen, kein unnötiges Gewicht mitschleppen, den Reifendruck auf das zugelassene Maximum erhöhen und regelmäßig die Inspektion wahrnehmen.
Quelle: Rasthaus