Die beliebtesten Autofarben in Deutschland sind silbriges Grau, anthrazitfarbene Schwärze, Silbermetallic und Schwarz. Bei BMW hat der Kunde bei Silber noch die Auswahl zwischen drei Farbnuancen und entscheidet sich in der Regel auch gleichmäßig zwischen diesen drei Farbnuancen. Das Durchschnittsalter der Leute, die sich für Silber entscheiden, ist etwas höher, als das Durchschnittsalter der Leute, die sich für Schwarz entscheiden
Saphirschwarzmetallic, titansilbermetallic, mineralsilbermetallic, anthrazitmetallic. Unendliche Variationen in silbergrau und schwarz.
Kurt Möser vom Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim erklärt:
"Solche Farben signalisieren Solidität und stehen auch dafür, nichts falsch machen zu wollen. Mit den schiefen Farben und falschen Farben der 70er und 80er Jahre, hat man ein Statement gesetzt, was man heute gar nicht mehr unbedingt will."
Heute heißt es: Nur nicht auffallen. Sauber bleiben. Nichts riskieren. Nichts falsch machen. Nur die richtige Farbe des Lacks sichert den Wiederverkaufswert. Immer unauffällig bleiben und auf den Nutzwert achten
Aber - es ist wie mit den Menschen - Schwarz macht auch schlank. Das bedeutet, das große Fahrzeuge etwas leichter erscheinen. Bei Porsche zum Beispiel überwiegt sogar die Farbe Schwarz vor Silber. Auch im Sportwagenbereich ist Understatement also gefragt.
Selbst betuchte Sportwagenbesitzer bekennen nicht mehr Farbe. Liegt das an mangelndem Selbstbewusstsein oder Angst vor Sozialneid? Was läuft falsch in unserem Land?
Kurt Möser:
"Es gibt diese These, dass Farben auch immer etwas über den psychischen Zustand der Gesellschaft sagen. Die Farben der 70er und 80er Jahre standen für eine optimistische Gesellschaft, die nach vorne gedacht hat. Heute sind es diese Nichtfarben, die wir heute haben. Dieses Grau, Schwarz und Silber scheinen doch eher pessimistisch zu sein
Rot war vor 12 Jahren mit 30 Prozent aller Neuzulassungen die beliebteste Autofarbe in Deutschland. Jetzt reicht es für Rot nur noch zu knapp 5 Prozent. Und das sind nicht die Werte der Forschungsgruppe Wahlen. Selbst klassisches italienisches TINTO ROSSO ist bei deutschen Alfa Romeo-Kunden nicht mehr gefragt. Selbst Alfa Romeo’s werden in Schwarz am meisten gekauft, gefolgt von Silber und andere Farben.
Silbergrau und Schwarz. Die Autofahrernation geht auf Nummer sicher. Düstere Farben für bleierne Zeiten.
Kurt Möser:
"Dieser Trend hin zu Unfarben, zu dunklen Farben, zu metallic Farben, zu Silber, wird sich in nächster Zeit kaum ändern. Und das sagt einiges über den Zustand der Republik. Es ändert sich nichts."
Der Lack ist nicht ab. Viel schlimmer: Der Lack ist noch dran
Quelle: RASTHAUS 5-2-05