Guten Tag allerseits.
Nachdem sich niemand traut auf dieses Theoriewerk einzugehen, möchte ich das tun. Das ist mein erster Post hier nebenbei bemerkt.
Diese Theorie ist sehr Dieselfreundlich formuliert und zum Teil unvollständig meiner Ansicht nach.
1. Ergänzung
Leistung sagt sehr viel über die Dynamik eines Fahrzeugs aus. Was etwas allgemeiner ist und weniger über die Dynamik aussagt sind Peakwerte. Das gilt sowohl für Drehmoment, als auch Leistung. Meist werden nur die sogenannten Peakwerte angeben ... also die Maxima. Und ohne einen Verlauf sagen diese nur einen Teil aus. Weitere Kriterien die oft nicht betrachtet werden sind das Gewicht des Fahrzeugs.
Was ich etwas seltsam finde ist die Schreibweise, daß man eine Mischung aus Leistung und Kraft braucht. Leistung ist eine reine Definitionssache um etwas über die erwartete Beschleunigung auszusagen.
Man kann anhand eines Motordiagramms jeweils den anderen Wert ersehen.
Die physikalischen Dinge hast Du richtig geschrieben.
Du machst aber vielleicht den selben Fehler wie die Werbetrommelleute für den Dieselmotor. Du betrachtest das Drehmoment, was am Motor bzw. an der Kurbelwelle anliegt. Das ist aber nicht der Drehmomentwert der dich dann tatsächlich beschleunigt.
Und hier kommt die Leistung ins Spiel, weshalb sie folgerichtig von Versicherungen interessanter begutachtet wird als das Drehmoment. Leistung sagt nämlich deutlich mehr über die zu erwartende Beschleunigung aus, als nur das maximale Drehmoment am Motor.
Was Du nämlich vergisst ist das Getriebe. Das Getriebe übertragt die Kraft in einem bestimmten Verhältnis vom Motor an die Antriebsachse. Dabei opfert es Weg um Kraft zu kriegen oder aber Kraft um Weg zu kriegen. Und der Weg ist nichts anderes als unsere gute alte Drehzahl.
Beispiel :
Wir konstruieren 2 Autos.
Beide Autos sollen im gleichen Gang jeweils die gleiche Geschwindigkeit erreichen.
Im 1. Gang fordern wir eine Geschwindigkeit von 60 km/h am Begrenzer.
Der Einfachheit halber und wegen dem "Spaß" betrachten wir nun einfach mal den Punkt der maximalen Beschleunigung durch den Motor. Das dürfte im 1. Gang beim maximalen Drehmoment des Motors sein. Dort wird man am stärksten in den Sitz gepresst. (zumindest aus dem Rollen heraus)
Beide Autos seien komplett gleichschwer und baugleich von der Form. Traktion ist auch durch Allrad in unserer Theoriewelt perfekt und keine Kraft geht durch Schlupf verloren.
Auto A : Ein 4,2 Liter Diesel von Audi. Er hat ein maximales Drehmoment von 650 Nm.
Auto B : Der neue 4.2 FSI Saugmotor vom Audi RS4. Er hat ein maximales Drehmoment von 430 Nm.
Beide sind mit 235/55 R 17 Reifen bestückt. Das ergibt einen Abrollumfang von ungefähr 2,1m.
60 km/h entspricht ungefähr 16,67 m/s.
Um 16,67m in der Sekunde zu rollen muss der Reifen also 16,67 / 2,1 Umdrehungen pro Sekunde haben. Das macht ungefähr 7,94 Umdrehungen pro Sekunde. Das macht ungefähr 476,4 Umdrehungen pro Minute der Achse, an der ja der Reifen hängt.
Unser Diesel dreht maximal bis 4000 Umdrehungen. Das bedeutet der 1. Gang muss 4000 Umdrehungen pro Minute in 476,4 Umdrehungen pro Minute an der Achse umsetzen. Das entspricht ungefähr einem Faktor von 8,4.
Der Motor hat also 8,4 mal mehr Umdrehungen zur Verfügung als er braucht und damit mehr Weg. Er kann also diesen Weg in Kraft umsetzen. Dazu wird ein Faktor von 8,4 mit dem Getriebe und dem Differential umgesetzt.
Nehmen wir für den 1. Gang 3,6 : 1 und für die Achsübersetzung 2,333:1
Jetzt kommen wir zu dem interessanten Punkt :
Die 650 Nm an der Kurbelwelle werden durch diese Übersetzung auf die Antriebsachse zu 650 Nm * 3,6 * 2,333 = 5459 Nm. Und das ist dann die Kraft, die das Auto beschleunigt.
Wenn Du diese Kraft in Relation zum Gewicht des Fahrzeugs setzt kriegst du eine Vorstellung wie heftig du in den Sitz gepresst wirst oder wieviel Spaß du in punkto Beschleunigung hast.
Nach Lesen der großen Theorie könnte man jetzt meinen, daß der Audi RS4 Motor weniger Spaß bereitet, da er nur magere 430 Nm statt 650 Nm hat.
Rechnen wir diesen mal durch :
Der V8 Sauger dreht zur Vereinfachung bei uns nur 8000 Umdrehungen. Er braucht aber nur die gleichen 476,4 Umdrehungen pro Minute des Rades um die 60 km/h ungefähr zu erreichen.
Das ergibt natürlich genau den doppelten Faktor von 8,4*2 = 16,8.
Bei einem gleichen 1. Gang mit 3,6 : 1 ergibt das dann 4,666:1 als Achsübersetzung.
430 Nm * 3,6 * 4,666 = 7224 Nm. Überraschung! Der leistungsstärkere Motor mit weniger Drehmoment drückt einen dennoch stärker in die Sitze und bedeutet auch für Dieselfreunde in diesem Moment mehr Spaß.
Warum? Weil er mehr Leistung hat.
Hier ist nämlich der springende Punkt begraben. Im Gegensatz zur Angabe des Drehmoments enthält die Angabe der Leistung zusätzlich die Drehzahl als Information.
Leistung = Drehmoment * Drehzahl /7023,5
Und damit enthält sie auch mögliche Übersetzungen und mögliche Beschleunigungen.
Soweit zur Theorie. Nun die Praxis. Warum, werden einige jetzt fragen, ziehen Diesel dann oft bei gleicher Leistung trotzdem besser vom Gefühl her? Das liegt NICHT am höheren Drehmoment des Motors!
Das liegt daran, daß Diesel durch Zugkraft beeindrucken sollen. Darum übersetzt man sie in der Praxis kürzer. In unserem Beispiel würde als der Diesel in der Praxis nur bis 40 km/h im 1. Gang beschleunigen, aber dadurch noch mehr Drehmoment an der Antriebsachse haben. Was bedeutet das? Der Diesel beschleunigt noch heftiger und drückt einen noch stärker in den Sitz.
Die Versicherung interessiert aber eher wie gut das Auto insgesamt beschleunigt. Und wer ist wohl schneller auf 100? Ein Diesel der wie eine Rakete schubweise beschleunigt, aber 3 mal schaltet? Oder ein Benziner der bis 100 nur 2 Gänge braucht und einfach seinen Motor ausdreht?
Gleiche Traktionsbedingungen vorrausgesetzt wird das Auto in der Regel schneller auf 100 sein, was mehr Leistung pro Gewicht hat. Und keinesfalls das, was das höhere maximale Drehmoment am Motor anliegen hat.
Damit dürfte auch geklärt sein warum ein Honda S2000 mit mickrigen Drehmomentwerten so manchem Dieselfahrer die Tränen in die Augen treibt, wenn er beschleunigt.
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Soweit zur Ergänzung des Themas "Aussagekräftigkeit von Drehmoment vs Aussagekräftigkeit von Leistung".
Mit der Leistung hat man den Faktor Drehmoment gleich drin.
Um wirklich ein Auto abzuschätzen, sollte man sich sein Gewicht und ein Motordiagramm anschauen. Der Verlauf des Drehmoments ist wie in deinem Thread erwähnt interessant.
Mit einem Verlauf des Drehmoments an der Antriebsachse im Verhältnis zum Gewicht des Fahrzeugs mit Fahrer dürfte man am ehsten Aussagen über den Beschleunigungsfaktor machen können.
2. Ergänzung
Es stimmt, daß der Verlauf des Drehmoments wichtig ist. Wo in der Drehzahl liegt es an?
Aber auch hier eine unvollständige Information bzw. nur halbherzig erwähnt.
Diesel haben nur so früh schon soviel Drehmoment, weil sie 1. oft mehr Hubraum und 2. heutzutage immer einen Turbo haben. Ein Turbo erzeugt (elektronisch oft abgeregelt) ein perfektes Plateau von Drehmoment. Je nachdem wie groß der Turbo ist, tritt dieses Plateau früher oder später auf. Viele Turbomotoren nehmen heute kleine Turbolader, die schon bei sehr tiefen Drehzahlen das Drehmomentplateau erzeugen.
Das gleiche geht allerdings auch mit einem Turbo Benziner. Dazu braucht man keinen Diesel! Der Unterschied bezieht sich also eher auf Sauger und Turbomotor als auf Benziner und Diesel. Bei jedem Turbomotor mit kleinem Turbo hat man Kraft von unten heraus und kann schaltfaul fahren.
Ein Turbo Benziner gleichen Hubraums wird einem Diesel in der Regel in jeder Lebenslage deutlich um die Ohren fahren.
3. Ergänzung meinerseits :
Zur Frage was sportlicher ist. Für mich ist
auch im Straßenalltag ein Benziner inallen Situationen viel sportlicher als ein Diesel. Das sportliche besteht nämlich daran, daß man mit seinem Fahrzeug umgehen kann und auch weiss, wann man schalten muss. Ein Turbo, besonders Diesel, ist in etwa so sportlich wie eine Automatik. Jeder kann überall gut beschleunigen ... er muss nur reintreten. Wenn aber ein Saugerfahrer mit seinem Fahrzeug umgehen kann und runterschaltet sieht der Dieselfahrer über richtige Beschleunigungen in der Regel sehr alt aus. Diesel sind für die gleiche Leistung normalerweise schwerer. Sie brauche dazu immer einen Turbolader und oft mehr Hubraum. Durch die höheren Drehmomente muss auch alles stabiler ausgelegt sein. Dazu klingen sie wie ein Traktor oder anderes unelegantes Nutzfahrzeug und fordern dem Fahrer soviel Fahrarbeit ab wie einem dicken Mann auf dem Fernsehsessel, dem eine Frau sein Bier an den Tisch bringt. Womit wohl klar ist für wie sportlich ich Dieselmotoren halte
Was ich mich frage : Von welcher Relevanz sind diese Durchzugswerte? Derjenige, welcher in einem Diesel der nicht über monströse Leistungen von 200 PS oder mehr verfügt, und zum überholen einfach nur reinlatscht gehört für mich geschlagen!
Überholen überlegt man sich vorher und da kann man auch runterschalten. Denn man sollte die Gefährdung von sich selbst und dem Gegenverkehr durch eine möglichst kurze Überholzeit möglichst gering halten.
Und wenn man im leistungsstärkeren Benziner runterschaltet überholt man flotter als im durchzugsstärken Diesel und damit auch sicherer.
Gruß
RIP