Deutsche Autofahrer schauen beim Fahrzeugkauf nach Branchenangaben immer mehr auf niedrigen Spritverbrauch. So hätten die heimischen Hersteller 2007 den Inlandsabsatz verbrauchsgünstiger meist kleiner Pkw im Vergleich zu 2006 um 57 Prozent steigern können. Das berichtete der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Mittwoch (6.2.) in Berlin.
Dabei handelt es sich um Autos mit einem Kraftstoffverbrauch von weniger als fünf Liter je 100 Kilometer. Zugleich konnten die beim Klimaschutz noch hinter französischen und japanischen Importeuren herhinkenden deutschen Autoschmieden zwar leicht aufholen. Jedoch blieben sie mit im Schnitt 171,7 Gramm Kohlendioxid-Ausstoß (CO2) je Kilometer bei Neuwagen im vergangenen Jahr noch weit entfernt von der Brüsseler Zielmarke von 120 Gramm für den Durchschnitt der EU-Autoflotte im Jahr 2012.
Der VDA rechnet sich die Welt schön
Der VDA-Präsident Matthias Wissmann berief sich bei allen Angaben für 2007 auf neueste Daten des Kraftfahrtbundesamtes. Erneut stellte er klar, dass die deutsche Autoindustrie die Vorgaben der EU-Kommission wegen "einseitiger Benachteiligung" deutscher Hersteller mit zumeist größeren Fahrzeugen mit Hilfe von Europaparlament und Ministerrat verändern will. Der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) hielt dem VDA vor, beim C02-Abbau immer noch sieben Gramm hinter der ausländischen Konkurrenz zurückzubleiben. "Der VDA rechnet sich die Welt schön." Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte die deutschen Autobauer auf, nicht länger gegen die Klimaschutzvorgaben Front zu machen.
Wissmann verlangte, bei gleichmäßiger Lastenverteilung in Europa müssten die für deutsche Großkarossen vorgesehenen Vorgaben deutlich gemildert werden. Das - auch vom EU-Rat im vergangenen Jahr für 2012 beschlossene - CO2-Ziel von EU-weit durchschnittlich 120 Gramm sei auf 2015 hinauszuschieben. Zudem dürfe nicht vorgeschrieben werden, dass die Senkung bis auf 130 Gramm allein durch motortechnische Maßnahmen zu erreichen sei. Die weitere Senkung um zehn Gramm soll nach EU-Willen unter anderem durch Reifen und Biokraftstoffe erreicht werden. Der VDA verlangt hier mehr Freiheiten und die Anrechnung umweltfreundlicher Klimaanlagen in den Autos. Der durch Fahrzeugtechnik zu erreichende Flottenschnitt müsste technisch nicht mehr ganz auf 130 Gramm heruntergedrückt werden.
Zugleich ging der Disput über steigende Spritpreise wegen der Erhöhung des Pflichtanteils beim Biosprit von fünf auf zehn Prozent von 2009 an weiter. Der VDA bekräftigte, dass nur etwa 375.000 Autos deshalb auf den teureren Super-Plus-Kraftstoff umsteigen müssten. Dass es wegen der Unverträglichkeit für manche Motoren doch mehr werden könnten, wurde zwar nicht ausgeschlossen. Die Zahl werde aber auf keinen Fall "in die Millionen" gehen. Autoexperten schließen nicht aus, dass ein Umstieg auf den teuren Sprit den Benzinpreis für die Betroffenen um sechs Cent je Liter anheben dürfte.
Hinwendung zu spritsparenderen kleinen Fahrzeugen
Während die Autoindustrie in der Vergangenheit mangelnde Klimaschutztechnologien oft mit den Wünschen vieler Autokäufer nach großen und hochmotorigen Autos erklärt hatte, begrüßte Wissmann jetzt das Kaufverhalten. Die Hinwendung zu spritsparenderen kleinen Fahrzeugen habe mit Klimaschutz und mit dem Geldbeutel zu tun. "Das zeigt, dass die sparsamen Modelle von den Kunden angenommen werden." Die Zahl der Neuzulassungen solcher Autos deutscher Marken bis 130 Gramm CO2-Emissionen habe sich 2007 im Vergleich zum Vorjahr um 57 Prozent knapp 81.000 erhöht. Darunter waren vor allem der Smart Fortwo, der VW Polo oder der Opel Corsa. Bei den Importen - darunter Toyota und Citroën - kam es zum Rückgang um zusammen vier Prozent auf gut 91.000 neuer kleiner und verbrauchsarmer Wagen.
"Die CO2-Emissionen der deutschen Anbieter liegen  trotz ihrer Dominanz in der Oberklasse  nur noch hauchdünn (plus ein Prozent) über dem Durchschnittswert aller Hersteller", sagte Wissmann. Heute gebe es 388 Modelle deutscher Marken, die weniger als 6,5 l Sprit auf 100 Kilometer benötigen. Davon lägen gut 60 Modelle sogar unter fünf Liter.
Laut Kraftfahrtbundesamt konnte der CO2-Wert auf dem deutschen Automarkt 2007 im Vergleich zu 2006 um 1,7 Prozent auf 169,7 Gramm gesenkt werden, wie Wissmann mitteilte. Die deutschen Hersteller kamen dabei auf 171,7 Gramm (minus zwei Prozent), die Importeure auf 165 Gramm (minus 1,3 Prozent): die französischen Hersteller auf 154,1 Gramm (minus 0,8 Prozent), die italienischen auf 156,6 (minus 1,5 Prozent) und die Japaner auf 164,7 Gramm (minus 0,64 Prozent).